Harald Küppers

Harald Küppers machte die Meisterprüfung als Chemigraf und absolvierte ein Ingenieurstudium an der Höheren Fachschule für das Grafische Gewerbe in Stuttgart. Er war 38 Jahre lang Inhaber eines Repro-Unternehmens und hatte im Bundesverband Druck 12 Jahre lang den Vorsitz des Fachbereiches Reproduktionstechnik. Neben seinen Lehraufträgen an Universitäten und Hochschulen hat er zahlreiche Bücher und mehr als 250 Fachartikel geschrieben.

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Biographie

Harald Küppers wurde im Jahre 1928 im Dorf Müden an der Oertze in der Lüneburger Heide als jüngstes von sieben Kindern geboren. Als 16jähriger wurde er im Januar 1945 von der Oberrealschule weg (Potsdam, später Hermannsburg) als Kanonier zur Wehrmacht eingezogen. Er geriet im April 1945 in französische Kriegsgefangenschaft, wo er als Knecht auf Bauernhöfen arbeiten musste. Im Dezember 1948 kehrte er heim.

Da er keinerlei Unterstützung bekam, musste er sich nach einem Broterwerb umsehen. Nach einer Tätigkeit als Bauhilfsarbeiter fand er durch Zufall in Düsseldorf eine Lehrstelle als Chemigraph (Klischeeätzer), die er im Mai 1949 antrat. Nach dreijähriger Lehrzeit bekam er seinen Gehilfenbrief. Er spezialisierte sich zum Farbätzer und arbeitete als solcher je zwei Jahre in Stuttgart und in Zürich. Im Jahre1957 legte er von der IHK Stuttgart seine Meisterprüfung als Chemigraph ab.

Mit den Ersparnissen seines Facharbeiterlohnes konnte er an der Höheren Graphischen Fachschule in Stuttgart ein Ingenieursstudium der Reproduktions-und Drucktechnik absolvieren. Zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes arbeitete er an den Wochenden in seinem Beruf als Chemigraph und veranstaltete in eigener Regie Lichtbildvorträge "Farbig fotografierte Schweiz", in denen er Farbdias zeigte, die er während seiner Berufstätigkeit in Zürich bei Wochenend- und Ferienreisen systematisch in allen Teilen der Schweiz gemacht hatte. 1957 erhielt er für die beste Leistung seines Semesters in der Zwischenprüfung den K+E-Preis, der mit einem Geldpreis von DM 600 verbunden war. 1958 schloss er sein Studium mit Diplom ab.

Als Instruktor für die ersten elektronischen Reproduktionsgeräte (Vario-Klischograph und Colorgraph) reiste er für die Firma Dr. Ing. Rudolf Hell, Kiel, durch Europa und Nordamerika.

Im Jahre 1960 gründete er zusammen mit Hermann Wittemann in Frankfurt/Main die Firma Wittemann + Küppers, Reprowerkstätten, deren geschäftsführender Gesellschafter er war und mit der er die neuen Möglichkeiten der elektronischen Reproduktion in die Druckindustrie einführte. Das Unternehmen entwickelte sich glänzend, beschäftigte nach einigen Jahren 120 spezialisierte Mitarbeiter und war durch seine innovativen Aktivitäten bald international in der Druckindustrie bekannt. So ist z. B. die Initiative zur Standardisierung der Druckbedingungen im Offsetdruck ebenso wie zur Standardisierung der Abmusterungsbeleuchtung in der Druckindustrie von Küppers ausgegangen.

Harald Küppers war 12 Jahre lang Vorsitzender des Fachbereiches Reproduktionstechnik im Bundesverband Druck, für den er nationale und internationale Kongresse moderierte. Er war Mitglied im Imprinta-Komitee der Messegesellschaft Düsseldorf, arbeitete in nationalen und internationalen Normenausschüssen mit und war Beiratsmitglied des Forschungsinstitutes der Deutschen Druckindustrie FOGRA in München.

Im Jahre 1960 heiratete er und hat vier Kinder.

Sein Interesse für die Farbentheorie wurde in der Ausbildungszeit als Chemigraph geweckt. Um die Gesetzmässigkeiten der Farbmischung im Mehrfarbendruck zu verstehen, studierte er die verfügbare Fachliteratur, die er sich in öffentlichen Bibliotheken auslieh. Als Thema für seine Diplomarbeit wählte er sich eine vergleichende Untersuchung bekannter Farb-Ordnungssysteme. Durch diese Arbeit kam er zu der Überzeugung, dass sämtliche bisher bekannten Ordnungssysteme und Farbentheorien Branchenlösungen waren, die auf individuellen praktischen Erfahrungen aufbauten. Alle diese Theorien erwiesen sich, seiner Meinung nach, lediglich als Teile der "Wahrheit". Das stürzte ihn in einen intensiven Denkprozess. Er suchte nach einer übergeordneten Farbenlehre, die für alle Anwendungsgebiete Gültigkeit besitzt und die alle Arten von Farbentstehung, Farbmischung und Farbempfindung logisch und lückenlos erklärt.

Das Ergebnis wochenlangen intensiven Grübelns war sein neues Ordnungssystem der Farben, das Rhomboeder, welches er in seiner Diplomarbeit ("Der Rhomboid" 1958) erstmals vorstellte. Nach seiner Überzeugung ist das Rhomboeder die geometrische Darstellung der Gesetzmäßigkeit des Sehens und damit als der "ideale" Farbenraum die endgültige theoretische Lösung für das Problem der Farbenlehre.

Es war Harald Küppers klar, dass man, um neue Ideen durchzusetzen, über eine stabile wirtschaftliche Grundlage verfügen muss, dass man dafür viel Geld benötigt. Deshalb blieb die Idee des Rhomboeders 12 Jahre lang in der Schublade liegen, nämlich so lange, bis der Aufbau seines Unternehmens vollzogen war. Im Jahre 1972 veröffentlichte er sein erstes Buch "Farbe -Ursprung, Systematik, Anwendung", in dem er sein Rhomboeder-System öffentlich vorstellte. Im Laufe der folgenden Jahre folgten sieben weitere Bücher, von denen mehrere in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, ein Harmoniewähler als Drehscheibe und alle seiner Meinung nach unverzichtbaren didaktischen Materialien für den Unterricht der Farbenlehre. Neben Modellen und Lehrtafeln veröffentlichte er vier Diaserien. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Künstlerfarbenfabrik Schmincke kam ein von ihm entwickelter Satz von acht aufeinander abgestimmten Malfarben (Gouache) auf den Markt, mit denen man durch systematisches Farbenmischen die Richtigkeit seiner neuen Farbenlehre beweisen kann.

Küppers erhielt vier Lehraufträge an Hochschulen. Bis zum Jahre 2001 erschienen von ihm 268 Artikel in Fachzeitschriften und Zeitungen und er hat 214 Seminare und Experimentalvorträge im In- und Ausland durchgeführt. Er war als Kuratoriumsmitglied im Deutschen Farbenzentrum e.V., Berlin, einer interdisziplinären Vereinigung von Farbexperten, zuständig für die Bereiche Farbentheorie und Mehrfarbendruck. Seine neue Farbenlehre wurde bereits in einigen Bundesländern in die Rahmenrichtlinien aufgenommen. Der Landesverband Baden-Würtemberg des Bundes Deutscher Kunsterzieher (BDK) ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Für seine zahlreichen ehrenamtlichen und gemeinnützigen Engagements wurde ihm 1989 vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen.