In welchen Formen Farbe erscheinen kann

Farbe ist immer und ausschließlich eine Sinnesempfindung, vergleichbar mit dem Schmerz, den man spürt, wenn man mit einer Nadel gestochen wird. Die Ursache für die Sinnesempfindung Farbe ist in den meisten Fällen ein physikalischer Reiz, der von außen kommt und als Farbreiz auf die Netzhaut des Auges projiziert wird. (Ausnahme z. B. das Träumen.) Aber dieser Farbreiz kann auf verschiedene Weise zustande kommen.

Der Farbreiz kann entweder direkt von einer Lichtquelle ins Auge fallen oder indirekt auf dem Umweg über ein Material. Fällt er direkt von einer Lichtquelle ins Auge, sprechen wir von Farblicht oder Lichtfarbe. Gelangt er auf dem Umweg über ein Material ins Auge, gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten: Das Material kann entweder deckend, also undurchsichtig (opak), oder lasierend, also durchsichtig (transparent) sein.

Lichtfarbe, Farblichter, transparente und deckende Körperfarben

Von Lichtfarbe sprechen wir bei weißem oder weißähnlichem Licht, also von weißem Licht, das sich durch seine spektrale Zusammensetzung unterscheidet.

Als Farblichter bezeichnen wir dagegen Licht mit Farbreizen, die zu bunten Farbempfindungen führen. Die glutrot untergehende Sonne oder der Schein des Feuers sind solche Farblichter, aber auch das grünliche Licht, welches ein Glühwürmchen aussendet. Die roten, grünen und blauen Phosphore in der Rasterscheibe eines Farbmonitors sind ebenfalls Farblichter.

Transparente Körperfarben sind durchsichtige Farbschichten, die einen Teil des auffallenden Beleuchtungslichtes absorbieren und den Rest des Lichtes, das Restlicht durchlassen (transmittieren). Solche transparenten Farbschichten nennen wir auch Farbfilter. Die Buntfotografie (Farbfotografie) arbeitet mit solchen bunten Filterschichten, aber auch der konventionelle Drei- und Vierfarbendruck. Ebenso sind Aquarellfarben lasierende Farbmittel. Die Farbe von lasierenden Farbschichten kann man nur dann erkennen, wenn man sie vor weißem Licht oder auf weißem Untergrund betrachtet, da die Farbschicht selbst keine Reflektionseigenschaften hat und deshalb die Farbe des Untergrundes bzw. des Durchleuchtungslichtes mit ins Spiel kommt.

Deckende Körperfarben sind dagegen Farbmittel, welche die nicht absorbierten Lichtstrahlen selbst, also direkt reflektieren. Man kann durch sie nicht hindurch sehen. Die Farbe des Untergrundes, auf die sie aufgetragen werden, spielt deshalb keine Rolle. Sie kann beliebig sein. Lackfarben, z. B. auch Autolacke, die auf graues Blech aufgetragen werden, sind solche deckenden Farbmittel. Ebenso die deckenden Ölfarben oder Gouachefarben, mit denen der Künstler ein Bild malt.

Natürlich gibt es zwischen lasierenden und deckenden Farbmitteln alle möglichen Zwischenstufen, also solche, die teilweise lasieren und teilweise decken. In der Farbenlehre befassen wir uns aber ausschließlich mit den extremen Möglichkeiten, damit die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten erklärt und leicht verstanden werden können.

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